KINDERARBEIT

Allgemeines

Nach Angaben der indischen Regierung arbeiten rund 13 Millionen Kinder Indiens in der Landwirtschaft, in Fabriken, Textilproduktionen und sogar im Tourismus. Kinderschützer gehen aber davon aus, dass die Zahl eigentlich viel höher, bei 60 Millionen Kindern liegt. Der Hauptgrund dafür ist die grosse Armut vieler indischer Familien. Ohne das Einkommen ihrer Kinder könnten sie kaum überleben. Die Armut ist aber nicht nur Ursache sondern auch Ergebnis der Kinderarbeit, denn durch die fehlende Ausbildung der Kinder, kommen sie nicht an gut bezahlte Arbeit und können später ihre eigenen Familien nicht ernähren. Lebt man in einer armen Familie, ist es kaum möglich, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Die Kinderarbeit ist in der indischen Kultur aber auch traditionell verankert. Die Sicherung des Familienunterhalts ist wichtiger als die Bildung der Kinder. Viele Firmen und Fabriken haben Interesse an Kindern, weil sie williger und vor allem viel billiger arbeiten als Erwachsene. Ausserdem wehren sie sich kaum, weil sie Angst haben, ihre Eltern zu enttäuschen. Die Arbeitsbedingungen sind aufgrund viel zu langer Arbeitszeiten, schmutzigen Arbeitsplätzen, Lärm, Hitze und Gestank kaum auszuhalten.
Kinderarbeit ist von der indischen Regierung zwar eingeschränkt, so ist es zum Beispiel nicht erlaubt, die Kinder wirtschaftlich auszubeuten oder sie gefährliche Arbeit verrichten zu lassen, grundsätzlich verboten ist sie aber nicht. Obwohl man mit Gefängnis- oder Geldstrafen bestraft werden kann, haltet sich kaum jemand an diese Verbote.


Schuldknechte & Sklaverei

Sklaverei wurde wie in den meisten Ländern auch in Indien schon vor langer Zeit verboten, doch damit ist sie noch lange nicht vorbei. Häufige Formen der Sklaverei sind die Schuldknechtschaft und der Kinderhandel.
Nach Einschätzungen der ILO (International Labour Organization) arbeiten ca. 5,7 Millionen indische Kinder als Schuldknechte. Um wenigstens an eigenes Land heranzukommen, bleibt den armen Familien oft nichts anderes übrig, als bei reichen Grundbesitzern Schulden aufzunehmen. Dabei verschulden sie sich meistens sehr stark, weil die Zinsen nur schwer zurückzuzahlen sind. Die Gläubiger verlangen von allen Familienmitgliedern, auch den Kindern, dass sie ihre Schulden abarbeiten. Die Kinder arbeiten meist 16-17 Stunden, sieben Tage die Woche in der Landwirtschaft oder in Teppichfabriken. So haben sie keine Chance auf Schulbildung und werden auch oftmals misshandelt. Auch hier ist es kaum möglich den Schulden zu entkommen, denn diese werden durch den Tod an die Kinder vererbt und werden durch die viel zu hohen Zinssätze immer mehr.
Auch der Kinderhandel macht einen grossen Teil der Sklaverei aus. Meist werden sehr arme Familien von Fremden angesprochen und ihnen wird eine Ausbildung für ihre Kinder und monatliche finanzielle Unterstützung angeboten. Im Gegenzug müssen die Kinder sofort mit in die Grossstadt kommen. Die Eltern willigen mit dem Glauben an eine bessere Zukunft für ihre Kinder ein, doch diese werden zur Arbeit gezwungen und die Familie bekommt nie Geld dafür. Oft werden die
Kinder geschlagen und bekommen kaum etwas zu essen. Die Eltern hören in den meisten Fällen nie wieder etwas von ihren Kindern. Durch die Sklaverei tragen die Kinder oft physische und auch psychische Schäden davon.


Mitgift

Die Geburt eines Mädchens treibt viele Familien in die Verzweiflung, denn bei der Heirat des Mädchens muss die Familie eine sehr hohe Mitgift in Form von Goldschmuck oder anderen teuren Gegenständen an die Familie des Mannes bezahlen. Die meisten Familien können sich das nicht leisten und deshalb werden in Indien noch immer kleine Mädchen von ihrer eignen Familie getötet. Ein teures Ultraschallbild können sich die Familien nicht leisten und somit erfahren sie erst nach der Geburt, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Eine Abtreibung ist dann nicht mehr möglich. Für viele Frauen wird die Schwangerschaft zu einer Zeit der Angst, denn sie werden von ihren Ehemännern unter Druck gesetzt und für die Geburt von Mädchen verantwortlich gemacht. Wenn eine Frau zu viele Mädchen auf die Welt bringt oder sich weigert ihr eigenes Kind zu töten, droht der Mann ihr damit, sie zu verlassen. Für die Familie der Frau ist es jedoch eine Schande, wenn die Tochter wieder nach Hause zurückkehrt und so flüchten alleingelassene Frauen oft in die Grossstadt, wo sie sich Arbeit erhoffen. Dort landen sie aber in den Slums und rutschen oftmals in die Prostitution ab.
Auch viele erwachsene Frauen werden von den zukünftigen Schwiegereltern getötet, wenn sie sich die Mitgift nicht leisten können. Wegen diesen Problemen sind Mitgiftszahlungen seit 1961 gesetzlich verboten. Daran halten sich aber die meisten nicht und die Polizei kann nichts tun, weil die Familien zusammenhalten und nichts preisgeben.
Viele junge Mädchen werden nach dem Sumangali-Prinzip dazu verpflichtet, das Geld für ihre Mitgift selbst zu verdienen. Die Eltern schliessen mit Arbeitgebern langjährige Verträge ab und ihre Töchter müssen dann zum Beispiel in Textilfabriken arbeiten. Der Lohn wird jedoch erst nach der vollständigen Erfüllung der Arbeit ausbezahlt. Sumangali heisst so viel wie "glückliche Braut", denn eine unverheiratete Frau gilt in Indien als wertlos und hat kaum Chancen zu überleben. Laut einer Studie von Thomson Reuters ist Indien der frauenfeindlichste Staat unter den G20, den grossen Nationen der Welt.

Quellen:
<http://www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de/welt/asien/indien/> (Stand: ?, besucht am 14.06.13)
<http://marktcheck.greenpeace.at/kinderarbeit-indien.html> (Stand: ?, besucht am 14.06.13)
<http://www.youtube.com/watch?v=qx_fpGS0yx8> (Stand: 27.11.12, besucht am 14.06.13)
<http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/gewalt-gegen-frauen-jede-stunde-ein-mitgiftmord/6745886.html> (Stand: 15.01.01, besucht am 14.06.13)
<http://de.wikipedia.org/wiki/Sumangali> (Stand: 01.04.13, besucht am 14.06.13)